Yoga ist keine Entspannungstechnik!
Als ich 2012 in der Schwangerschaft meinen ersten Yogakurs besuchte, wusste ich schnell, dass ich damit auch nach der Schwangerschaft weitermachen will.
Auch wenn es im Rückblick vor allem meine Intuition war, die mich zum Yoga gebracht hat (mit dem instinktiven Gefühl, dass das für mich und mein Leben gut ist), wollte ich vordergründig einfach etwas zur Entspannung haben.
Damals war mein Bild von Yoga “Damit kann ich entspannen.” Und naja, so falsch ist das ja auch nicht! Yoga IST entspannend und hat nachweisbare physiologische Effekte auf unseren Körper, die Stress reduzieren.
Aber die entspannende Wirkung von Yoga ist vielmehr ein positiver Nebeneffekt der Praxis, etwas, das es “gratis obendrauf” gibt. 😉
Die Yogis, die vor mehreren tausend Jahren Yoga “erfunden” haben, taten dies nicht, weil sie sich gestresst fühlten. Körperliches Yoga, wie wir es heute kennen, wurde damals erfunden, um den Körper auf das stundenlange Sitzen im Meditationssitz vorzubereiten. Und Meditation diente vor allem dazu, unser Selbst zu transzendieren, d.h. körperliche und geistige Grenzen aufzulösen, um spirituell zu erwachen, Erleuchtung zu finden, um dadurch in ein neues, höheres Bewusstsein einzutauchen.
Ein wenig Yogaphilosophie zum besseren Verständnis
Nie hätte ich gedacht, dass ich mich in meinem Leben mal mit philosophischen und spirituellen Schriften und Anschauungen auseinandersetzen und es auch noch total spannend finden würde. 😉 Aber seit ich mich durch meine Yogalehrerausbildung “zwangsweise” damit auseinander setzen musste, habe ich ein ganz neues Verständnis für mein Leben bekommen. Deswegen möchte ich zwei Konzepte der Yogaphilosophie an dieser Stelle mit dir teilen, um zu verdeutlichen, welche Bedeutung und Tiefe Yoga wirklich hat.
Die 6 Yogawege
“Wir im Westen” verbinden mit Yoga fast ausschließlich die Körperstellungen, die in modernen Studios gelehrt werden. Dabei sind die sog. Asanas nur ein Aspekt des Yoga.
Yoga besteht jeder aus unterschiedlichen “Strängen” oder Wegen. Grundsätzlich kann jeder Weg für sich unabhängig von den anderen beschritten werden. Jedoch steht dies eigentlich im Widerspruch zur Wortbedeutung von Yoga ( = Verbindung, Integration). Für eine ganzheitliche Praxis ist es somit eigentlich auch nötig, alle Wege zu beschreiten, da sie sich ohnehin ergänzen und gegenseitig beeinflussen.
Die 6 Yogawege sind:
- Jnana Yoga = der Weg des Wissens; Dazu zählt u.a. das Lesen von philosophischen Schriften, um neue Erkenntnisse zu bekommen
- Raja Yoga = der “psychologische” Weg; Hierbei geht es v.a. um den geschickten Umgang mit Gefühlen und Gedanken und wird auch als Königsweg angesehen.
- Bhakti Yoga = der Weg der Liebe und Hingabe; Es geht dabei v.a. um die Gottesverehrung, auch wenn “Gott” alles sein kann. Du kannst auch einfach “höhere Macht”, “Universum” oder auch “das Leben” sagen. 😉
- Karma Yoga = der Weg der Tat; Bei diesem Weg geht es darum, durch dein Handeln Positives in der Welt zu bewirken.
- Kundalini Yoga = der Weg der Energieerweckung; Dieser Weg dient dazu, das Prana ( = die Lebensenergie) im ständigen Fluss zu halten.
- Hatha Yoga = der Weg der Körperarbeit; Hier geht es nicht nur im die Körperübungen an sich ( = Asanas), sondern auch um Atemübungen, Reinigungstechniken, die richtige Ernährung – also alles rund um den Körper!
Wie du siehst: Yoga ist viel mehr als “nur” das Einnehmen der Asanas, wie es in der Öffentlichkeit oft wahrgenommen wird.
Als ich mit Yoga angefangen habe, war für mich nur der 6. Weg wichtig und stand im Vordergrund – und davon auch nur das Einnehmen der Körperhaltungen und nicht Atemübungen etc. Inzwischen lebe ich jeden einzelnen Weg in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität. Dennoch kann ich mir inzwischen nicht mehr vorstellen, mich ausschließlich auf das Üben der Asanas zu beschränken. Zumal es, wenn man einmal auf den Yogaweg “eingebogen” ist, in meinen Augen auch gar nicht möglich ist, die anderen Aspekte langfristig völlig zu ignorieren.
Denn Yoga ist eine Lebenseinstellung, eine generelle Haltung im Leben und eben nicht nur das Üben von Körperhaltungen.
Für eine ganzheitliche Praxis ist es daher in meinen Augen unumgänglich, alle Yogawege zu gehen, auch wenn die Ausprägungen durchaus unterschiedlich sein dürfen. Dennoch ist es wichtig, alle Aspekte zu kombinieren und damit im Sinne der Bedeutung von Yoga vollständig zu integrieren.
Der 8-gliedrige Pfad nach Patanjali
Wie ich oben geschrieben habe, ist Raja Yoga der Königsweg im Yoga. Denn es ist der Weg, der am meisten Anstrengung und Übung erfordert, um ihn zu “beherrschen”.
Dieser Weg wurde von dem Weisen Patanjali in einer der berühmtesten Yogaschriften, dem Yogasutra, dargestellt und in 8 Stufen aufgeteilt. Diese 8 Stufen sind:
- Yamas – der Umgang mit der Umwelt
- Niyamas – der Umgang mit sich selbst
- Asanas – der Umgang mit dem Körper
- Pranayama – der Umgang mit dem Atem
- Pratyahara – der Umgang mit den Sinnen
- Dharana – Konzentration
- Dhyana – Meditation
- Samadhi – das Höchste: die innere Freiheit
Die Stufen 6-8 können unter dem Begriff “Der Umgang mit dem Geist” inhaltlich zusammengefasst werden, jedoch nicht in einen Topf geworfen werden. Denn jede Stufe auf diesem Weg hat seine Berechtigung und ist dennoch einzeln zu beschreiten!
Beim achtgliedrigen Pfad geht es nicht darum, von Stufe zu Stufe zu “hüpfen” mit dem Ziel, einfach ein To Do abzuhaken. Es geht vielmehr darum, sich immer wieder mit diesen Stufen zu befassen, in sie einzutauchen, zu erleben, zu fühlen, was passiert – und am Ende eher “wie nebenbei” zu Samadhi zu gelangen.
Die 8 Stufen dienen also als praktische Anleitung, um den Geist zu zähmen und damit das Leiden im Leben zu verringern. Oder anders ausgedrückt: Es geht darum, das Gedankenkarussell zu stoppen, das uns das Leben meist ziemlich schwer macht, wieder klar zu sehen, unser wahres Selbst zu entdecken und damit Frieden in uns selbst zu finden.
Was hat das jetzt alles mit dir und deinem Business zu tun?
So, jetzt habe ich ganz viel über Yogaphilosophie “gelabert” und vielleicht fragst du dich jetzt, was das eigentlich soll. Ganz ehrlich: Wie ich oben schon mal gesagt habe, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass ich mich mal mit jahrtausende alten Schriften und Denkweisen mit Freude (!) auseinandersetzen und damit auch wirklich was fürs Leben lernen würde.
Aber die Auseinandersetzung mit der Yogaphilosophie hat mir vor Augen geführt, wie aktuell diese Schriften heute immer noch sind und vor allem, dass sie praktische Lebenshilfe bieten. Die alten Yogaschriften sind also quasi die Selbsthilfebücher der Urzeit. 😉 Und wir können so viel aus ihnen lernen!
Für mich ist es wichtig, dir durch diesen Beitrag mitzugeben, was Yoga wirklich ist: Yoga ist vor allem ein Bewusstseins- und Erkenntnis-Weg! Yoga ist ein Weg, der dich zu deiner wahren Essenz bringt. Die Polaritäten in dir vereint. Dich ganz werden lässt und dadurch heilt. Denn “Wholeness is healing” habe ich letztens noch in einem Online-Kurs zu Yogapsychologie gelesen – und das fasst es für mich am besten zusammen.
Wir alle leben ständig im Spannungsfeld von Dualitäten, also Gegensätzen und Dingen, die uns spalten. Das führt zu inneren (und äußeren) Konflikten, zu Spannungen, oder eben (wie die Buddhisten und Yogis sagen würden) zu Leiden.
Yoga ist der Weg, der diese Dualitäten wieder vereint. Der uns hilft, diese Dualitäten zu integrieren und anzunehmen. Der uns hilft, es auszuhalten, dass diese Dualitäten existieren und wir dabei immer um eine Art Mittelwert oszillieren. Der uns durch diese Integration “wieder ganz macht” und somit heilt!
Und wenn wir als Person “heil” sind, im Einklang und Frieden mit uns, dann überträgt sich das automatisch auch auf das Business. Denn wir lassen ja mit einem Arbeitstag die inneren Spannungen meist nicht einfach vor der Bürotür liegen, sondern nehmen sie mit ins Business.
Eine innere Heilung ist also immer etwas, wovon auch dein Business profitiert und weswegen es sich so sehr lohnt, diesen Weg zu gehen!
Yoga ist… die Reise zu dir selbst!
Auch wenn meine Yogalehrerausbildung nun schon über ein Jahr her ist, beginne ich erst jetzt so langsam, die wirkliche Tiefe des Yoga zu verstehen und zu begreifen, was Yoga wirklich für uns tun kann.
Ja, wir können einfach ein wenig auf der Matte rumturnen und uns “magischerweise” damit besser fühlen. Aber wir können Yoga auch zum Anlass nehmen, einen Weg einzuschlagen, der uns nachhaltig und weit über die Matte hinaus Frieden schenkt und uns zu uns selbst führt.
Deswegen ist Yoga für mich nicht einfach nur eine Entspannungstechnik! “Zufällig” bringt Yoga auch Entspannung, ohne Frage. Aber Yoga ist vielmehr die Reise zu dir selbst! Und auch wenn diese Reise bisweilen einige Herausforderungen und Stolpersteine bereit hält, so gibt es für mich doch nichts lohnenderes, als diese Reise anzutreten und jeden Tag diese Reise weiter zu gehen! ❤️
Und, wann trittst du diese Reise an? 🤗
Namasté – und immer schön OM! 🕉
Deine Claire
Foto von Eneko Uruñuela auf Unsplash
Seit meinem ersten Yogakurs 2012 lebe und atme ich Yoga mit jeder Faser meines Körpers! Yoga ist das schönste Geschenk, das ich in meinem Leben erhalten durfte und mit dem ich es geschafft habe, mich trotz Krisen rundum gesund, gelassen und glücklich zu fühlen. Das Gleiche wünsche ich mir für dich und sehe es als meine Aufgabe, dich nach einer persönlichen oder gesundheitlichen Krise mit Yoga und mehr auf deinem Weg zu Gesundheit, Gelassenheit und Glück zu unterstützen.
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