Let's talk about... Wechseljahre

Let’s talk about… Wechseljahre – “No bullshit – just me!”

Dieses Thema ist eines, das wahrscheinlich für die meisten so sexy ist wie ranzige Unterwäsche und noch dazu ein Tabuthema in unserer Gesellschaft: die Wechseljahre der Frau.

Ich selber bin schon mittendrin. Es fing alles an vor ca. 2-3 Jahren (also mit etwa 41/42 Jahren) mit Schlafstörungen. Erst einzelne Nächte, so dass ich mir zunächst nichts dabei dachte. Erst eine Freundin von mir brachte mich, nachdem die Schlafstörungen langsam mehr wurden, auf das Thema Wechseljahre.

Inzwischen bin ich bei etwa acht bis neun Nächten pro Monat, in denen ich entweder nicht durchschlafen kann oder sehr früh (um 4 oder 5 Uhr) aufwache. Vor einem Jahr waren es etwa die Hälfte an Nächten.

Zeit, sich des Themas wirklich anzunehmen und offen darüber zu reden. Denn ich weiß, ich bin nicht alleine und ich finde, dieses Thema gehört mehr in die Öffentlichkeit. Es wird noch viel zu wenig über die Wechseljahre geredet, die meisten Ärzt:innen sind völlig ahnungslos und viele Betroffene wissen auch nicht, wie ihnen geschieht und finden keine Lösungen für ihre gesundheitlichen Probleme.

Let’s change this!

Mythos Wechseljahre: “Das ist was für Frauen 50+!”

Ich gebe zu: Auch ich dachte, dass ich mich frühestens mit 50 mit diesem Thema wirklich befassen müsste. Aber als die Schlafstörungen langsam mehr wurden und eine Freundin sagte “Naja, du bist Anfang 40. Das könnten die ersten Anzeichen der Wechseljahre sein.” wurde mir klar, dass ich mich schon früher damit befassen durfte.

Die Wechseljahre beginnen nämlich nicht erst dann, wenn die Periode ausbleibt. Die Ausläufer werden oft schon ab 40, in einigen “extremen” Fällen schon ab Mitte 30 sichtbar. Oft beginnt die sog. Perimenopause, die Phase vor der eigentlichen Menopause ( = dem Ausbleiben der monatlichen Periode) schon viele Jahre vorher mit scheinbar zufälligen und beiläufigen Symptomen wie eben Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder Stimmungsschwankungen.

Nun gut, die Stimmungsschwankungen sind für die meisten Frauen nichts Neues – die haben wir jeden Monat, mehr oder weniger ausgeprägt. Aber Schlafstörungen, depressive Verstimmungen oder “Brain Fog” sind Dinge, die für die meisten Frauen erst einmal ungewohnt sein dürften.

Zumindest ging es mir so: Natürlich hat sich mein Schlaf seit meiner Schwangerschaft und seit ich Kinder habe verändert. Ich wache leichter auf und muss nachts immer mindestens ein Mal auf die Toilette (etwas, das ich vor der Schwangerschaft nie getan habe!). Regelmäßige Schlafstörungen sind bei mir aber erst seit 2-3 Jahren ein Thema.

An mangelnder Schlafhygiene liegt es eindeutig nicht: Etwa 90 % meiner Nächte mit Schlafproblemen entfallen auf Durchschlafstörungen, bei denen ich nachts meist zwei Stunden wach liege. Der recht kleine Rest teilt sich auf in Nächte mit Einschlafproblemen und Nächte, in denen ich einfach sehr früh aufwache und gar nicht mehr einschlafen kann.

Auch die Schilddrüse ist nicht das Problem: Meine Werte wurden erst vor wenigen Monaten in einem Gesundheitscheck überprüft und sie sind einwandfrei.

Das Problem der “Tarnung”

Das ist beim Thema Wechseljahre oft ein Problem: Die ersten Symptome werden oft nicht als Vorboten der Wechseljahre erkannt, sondern oft anderen “Krankheiten” zugeschrieben (wobei die Wechseljahre keine Krankheit sind!).

Ist ja auch gemein: Sowas wie Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen und andere Symptome können auch tatsächlich auf andere Krankheiten hindeuten. Oder oft wird einfach auch gesagt: “Sie haben zu viel Stress, daran muss es liegen.”

Nur ist es oft eben nicht so einfach und viele Ärzt:innen sind leider nicht aufgeklärt genug, um die Symptome bei Frauen ab 40 den Wechseljahren zuzuordnen.

Das konnte ich erkennen, als ich bei meiner Hausärztin war und sie den 3-Jahres-Check mit mir gemacht hat. Sie fragte u.a. auch nach Schlafstörungen. Als ich sagte “Die sind wahrscheinlich auf die Wechseljahre zurück zu führen.” sagte sie, dass ich dafür noch zu jung wäre mit 43 (das wurde mir bei meiner ersten Gleitsichtbrille mit 38 auch gesagt… Aber de facto war die Gleitsichtbrille das, was ich brauchte!).

Natürlich war es gut, dass sie mich auf Schilddrüsenprobleme abcheckte. Hätte ja wirklich sein können, dass meine Schilddrüse die Ursache dafür ist. War sie aber nicht!

Und da offenbart sich in meinen Augen das Problem, dass selbst in der Ärzteschaft zu wenig Aufklärung über die Wechseljahre herrscht und man als Patientin schon selbst gut informiert sein muss, um Symptome den Wechseljahren zuordnen zu können.

In meiner Wahrnehmung ändert sich das gerade. Ich habe das Gefühl, dass mehr darüber gesprochen wird und auch offener. Immerhin sind “wir” Frauen in den Wechseljahren eine Gruppe von etwa neun Millionen allein in Deutschland.

Und ich habe mich entschieden, meinen Weg durch die Wechseljahre als eine von diesen neun Millionen Frauen zu thematisieren und mit dazu beizutragen, dieses Thema bekannter zu machen.

Mein bisheriger Weg durch die Wechseljahre

Wie schon erwähnt, begann bei mir alles vor zwei bis drei Jahren mit leichten Schlafstörungen. Waren es anfangs noch wenige Nächte im Jahr, bin ich inzwischen bei acht bis neun Nächten pro Monat, in denen ich meist nicht durchschlafen kann und nachts um die zwei Stunden wach liege.

Inzwischen habe ich mir angewöhnt, dann etwas zu lesen und in seltenen Fällen stehe ich auch auf und erledige etwas am Computer, wie z.B. Rechnungen schreiben oder irgendwas sortieren.

Fast immer kann ich nach ca. zwei Stunden wieder einschlafen und komme so zumindest auf etwa sechs Stunden Schlaf. Zu wenig für mich, aber halbwegs erträglich.

Zumal es für mich oft so ist, dass der Tag danach gar nicht so verheerend schlimm ist. Ich gehe meist recht gelassen damit um, mal wieder wach zu liegen und zu wissen, dass ich am nächsten Tag halt etwas müder bin als sonst. Bisher ist es mir gelungen, recht entspannt damit umzugehen, wobei mir da mein Yoga und meine inzwischen grundlegend gelassene Haltung und Einstellung ungemein helfen.

Ich merke aber dennoch, dass es zunehmend anstrengender wird, die Schlafstörungen auszuhalten, zumal sie an Häufigkeit enorm zulegen.

Ich hatte gerade erst wieder eine Nacht mit Durchschlafproblemen und der nächste Tag war alles andere als entspannt. Ich war enorm gereizt und vor allem sehr weinerlich. Ich war zu jeder Zeit kurz davor, in Tränen auszubrechen und hemmunglos loszuheulen.

Zum Glück hatte ich an dem Tag ohnehin einen Termin bei meiner Gynäkologin wegen einer anderen Sache. Ich nutzte die Gelegenheit, ihr von meinen Schlafstörungen zu erzählen. Sie fragte mich, ob ich wüsste, wann im Zyklus diese Schlafstörungen auftreten. Da ich seit 2023 genau Buch darüber führe und auch eine Auswertung genau darüber gemacht habe, wusste ich schon, dass meine Schlafstörungen vorrangig in der zweiten Zyklushälfte auftreten (etwa 60-65 %).

Ohne zu zögern schrieb sie mir ein Rezept für ein bioidentisches Progesteron-Preparat auf, das ich ab sofort in der zweiten Zyklushälfte testen soll. Wenn es nicht besser wird, soll ich in ein paar Monaten in ihre Hormonsprechstunde kommen.

Noch kann ich nichts dazu sagen, ob die Behandlung anschlägt, da mein Termin bei ihr zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels erst vor ein paar Tagen war und meine nächste zweite Zyklushälfte erst noch kommt.

Aber ich kann schon mal sagen, wie froh ich bin, dieses Thema angesprochen zu haben und vor allem: ernst genommen worden zu sein! Ich kenne genug Beispiele von Frauen, mit denen ich mich schon über das Thema ausgetauscht habe, die eine Ärzte-Odyssee hinter sich haben oder immer noch von ihren Ärzt:innen belächelt, mit dem Satz “Da müssen Sie durch” oder mit angeblich unklarer Symptomatik weggeschickt werden.

Nein, verdammt: Wir müssen da nicht durch! Es gibt inzwischen wunderbare Möglichkeiten, um die Symptome der Wechseljahre zu lindern und das ohne, dass das Krebsrisiko nennenswert erhöht wird (ein sich krampfhaft haltender Mythos zur Hormonersatztherapie). Ich jedenfalls kann und will mich nicht damit abfinden, ab sofort immer schlechter zu schlafen und am nächsten Tag vor mich “hinzudümpeln”.

Ja, ich komme bisher ganz gut damit klar, aber die Erfahrung der letzten Tage zeigte mir dennoch deutlich, dass auch ich meine “Duldungsgrenzen” habe und eine unterbrochene Nachtruhe für mich nicht jedes Mal so leicht wegzustecken ist. Vor allem nicht je älter ich werde!

Was mir hilft und wie ich die Zukunft für mich sehe

Jetzt hoffe ich erst einmal, dass die Progesteron-Tabletten helfen. Falls nicht, werde ich ganz sicher in einigen Monaten bei meiner Gynäkologin die Hormonsprechstunde in Anspruch nehmen und weiterschauen, welche anderen Optionen wir testen können.

Für mich ist klar: Ich WILL eine Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen machen. Denn die Symptome werden ja potentiell nur schlimmer und da meine Mutter in ihren Wechseljahren starke Hitzewallungen hatte, steht zu befürchten, dass ich die auch bekommen werde.

Ich habe keine Lust, diese und dazu noch Schlafstörungen, mögliche Depressionen oder was sonst noch auf mich warten könnte, einfach zu ertragen. Ich bin niemand, der gerne Medikamente nimmt und immer natürliche Wege bevorzugt. Aber auch ich habe hier meine Grenzen.

Ich weiß inzwischen genug über die Hormonersatztherapie, dass ich überzeugt bin, damit den richtigen Weg zu gehen und ich bin froh, eine Frauenärztin zu haben, die offenbar aufgeklärt ist und mir diese Art der Behandlung nicht verweigert, wie es immer noch viele Gynäkolog:innen tun.

Darüber hinaus weiß ich, dass ich mit Yoga an meiner Seite den stärksten Verbündeten habe, den ich mir nur wünschen kann! Nach der oben geschilderten Nacht habe ich mir an dem “weinerlichen Tag” eine Yogaeinheit gegönnt und war danach wie ausgewechselt. Ich hätte nach wie vor keine Bäume ausreißen können (dafür war ich zu schlapp), aber meine Stimmung hatte sich dennoch zum Guten verändert.

Ich ruhte mehr in mir selbst, war entspannter, wacher und hatte nach Stunden des Gefühls, jeden Moment losheulen zu können, wieder das Gefühl, mehr bei mir zu sein und ruhiger auf alles blicken zu können.

Inzwischen habe ich nicht nur eine Morgenroutine mit Yoga/Meditation/Pranayama, sondern habe mir auch für abends angewöhnt, eine Routine aus Entspannung und Loslassen durchzuführen, die mich zumindest beim Einschlafen unterstützt.

Das klappt so weit gut, hilft mir nur bei den Durchschlafstörungen nicht. Zumindest nicht dabei, dass diese verschwinden. Aber meine Yogapraxis hilft mir dabei, gelassener und entspannter mit dieser Herausforderung umzugehen, die ja nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Veränderung bedeutet.

Denn ich habe das Gefühl, dass ich der Herausforderung der Wechseljahre gut begegnen kann, weil ich gelernt habe, die Dinge mehr zu nehmen, wie sie kommen.

Ich kann nicht verhindern, dass die Wechseljahre kommen, ich graue Haare bekomme, Falten sich zeigen, mein Körper weniger leistungsfähig wird und ich manchmal einfach aufgrund der Hormone zart besaitet bin oder auch mal ausraste. Aber ich kann einen guten Umgang damit finden, mich annehmen, wie ich bin, meine Fehler reflektieren und mir verzeihen und auch meinen Körper besser wertschätzen, auch wenn er nicht mehr so “knackig” ist und abbaut.

Ich denke, die Wechseljahre sind u.a. deswegen ein Tabu in unserer Gesellschaft, weil es diesen Jugendwahn gibt, ältere Frauen oft nicht sichtbar sind und wir Frauen außerdem die Funktion verlieren, die wir in den Augen vieler Menschen (sicher auch unbewusst) einzig und allein im Leben haben: Kinder zu bekommen.

Mit den Wechseljahren wird klar, dass diese Phase eindeutig vorbei ist. Man kann es als Manko und als Problem sehen. Oder als Befreiung! Wie toll ist es bitte, nicht mehr (ungewollt) schwanger werden zu können und sich sein Leben so zu gestalten, wie man es gerne möchte, ohne Rücksicht nehmen zu müssen, dass da vielleicht noch “was Kleines” hinterherläuft?

Natürlich haben wir Frauen mit Kindern immer noch unsere Verpflichtungen und sein Leben so zu gestalten, wie man will, ist nicht nur ab oder nach den Wechseljahren möglich. Dennoch hat diese Zeit für mich auch noch einen ganz anderen Anstrich als “man wird zur alten Schachtel”.

Diese Zeit ist ein Aufbruch, eine Einladung an alle Frauen, die alten Ketten zu sprengen und sich ein “No Bullshit”-Leben aufzubauen.

Könnte ich auf die Symptome der Wechseljahre verzichten? Aber sowas von! Da sie aber nun einmal da sind, sind sie eine regelmäßige Erinnerung für mich an das, was jetzt ansteht: der Wandel hin zu einer reiferen, tieferen Version von mir selbst, die mich noch authentischer werden lässt und mir mehr denn je ermöglicht, mich so zu zeigen, wie ich bin.

Denn wenn ich jetzt schon eins von den beginnenden Wechseljahren gelernt habe, ist es eins: dass ich mir weniger denn je irgendeinen Bullshit gefallen lasse und für das einstehe, was ich brauche und wer ich wirklich bin. No bullshit – just me! Danke, liebe Hormone! 💖

Ressourcen über die Wechseljahre

Wenn du dich jetzt auch eingehender mit den Wechseljahren beschäftigen willst, lege ich dir diese Bücher und Podcasts sehr ans Herz:

  • Woman on Fire” von Dr. Sheila de Liz*: Ein wundervolles Buch darüber, was aus medizinischer Sicht alles in den Wechseljahren passiert und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt – sehr kurzweilig und praxisnah erzählt
  • Die gereizte Frau” von Miriam Stein*: Ein persönlicher Erfahrungsbericht über die Wechseljahre gepaart mit interessanten Fakten und Anekdoten anderer Frauen – sehr lesenswert!
  • Meno an mich“: Ein Podcast über die Wechseljahre mit Themen rund um medizinische, aber auch soziale und persönliche Aspekte von Frauen in dieser Phase
  • Hormongesteuert“: Ein Podcast, in der die Vorsitzende der Deutschen Menopause-Gesellschaft, Dr. Katrin Schaudig, zu den unterschiedlichen medizinischen Aspekten der Menopause interviewt wird – sehr wichtiges und wertvolles Wissen, das dort vermittelt wird!

*Affiliate-Links

Einen Kommentar Hinzufügen