
Was ist deine Verantwortung – und was nicht?
Vor Kurzem habe ich über eine von zwei Herausforderungen geschrieben, vor der ich stand. Heute möchte ich dir von der 2. Herausforderung erzählen, um dir mein Learning daraus mitzugeben. Denn vielleicht ist das genau der Impuls, den du auch gerade brauchst.😉
Zum Hintergrund
Anfang Februar habe ich zwei Yogakurse an der Volkshochschule Dormagen übernommen. Die bisherige Lehrerin (80 Jahre) war krank geworden und es gab keine Aussicht darauf, dass sie wieder zurückkehren würde. Da ich gerade kurz vorher erst bei der VHS wegen einer Lehrtätigkeit als Yogalehrerin angefragt hatte, wurden mir die beiden Kurse direkt angeboten. Danke, Universum! 😉
Ich unterrichte regelmäßig seit August 2018 Yoga in meiner Heimatstadt Köln und habe dadurch auch schon etwas Erfahrung sammeln können. Vor allem das Unterrichten von eher älteren Schüler*innen in einer Betriebssportgemeinschaft hat mich einiges gelehrt und ich fühlte mich insgesamt gut vorbereitet, die beiden VHS-Kurse zu übernehmen. Ich wusste, dass mich Schüler*innen in unterschiedlichen Levels erwarten und dass es vielleicht nicht so ganz leicht werden würde. Was aber dann passierte, riss mich erstmal völlig aus den Angeln.
Die “Katastrophe” in der ersten Yogastunde
So, nachdem der Cliffhanger zum Weiterlesen hinter uns liegt, kann ich ja weiter machen. 🤣
In der ersten Stunde in beiden Kursen ging es zu Beginn erst einmal darum, mehr über mich zu erzählen und auch mehr über die Schüler*innen zu erfahren. Gerade die Abfrage nach Beschwerden und körperlichen Einschränkungen finde ich bei neuen Schüler*innen immer unglaublich wichtig, um darauf etwas besser eingehen zu können.
Nur hatte ich nicht damit gerechnet, dass es Schüler*innen gab, die aufgrund von Verletzungen / Einschränkungen so gut wie keine Übungen mitmachen konnten. Auch wenn ich mich sehr bemühte, ihnen Alternativen anzubieten, baute sich in mir dennoch das Gefühl auf, dass meine Art zu unterrichten und ihre Bewegungsmöglichkeiten nicht überein gehen.
Ich war also vor allem in einem der beiden Kurse die meiste Zeit damit beschäftigt, die “normalen” Schüler zu fordern und anzuleiten, während ich ständig schauen musste (oder wollte), dass auch die eingeschränkten Schüler*innen halbwegs mitmachen konnten. Ich zerriss mich also nahezu im Unterricht und am Ende blieb in mir das Gefühl, nicht allen gerecht geworden zu sein.
Nun bin ich inzwischen zwar so weit, dass ich aus voller Überzeugung sage: Man kann es nicht allen recht machen! Und darum geht es an dieser Stelle auch nicht.
Was mich aus der Bahn warf, war eine Mischung aus Selbstzweifeln, Unsicherheit, aber auch der Frage “Was machen “solche” Leute in einem regulären Kurs?”.
Nachdem ich den Austausch mit ein paar Kolleg*innen gesucht, mich mit einer Freundin ausgetauscht und eine Nacht darüber geschlafen hatte, ging es mir schon besser damit und ich konnte wieder etwas klarer denken.
Und es entstand in mir die Erkenntnis, dass ich für gewisse Dinge einfach nicht verantwortlich bin und mir dieses noch einmal ganz deutlich vor Augen führen darf.
Was ist meine Verantwortung – und was nicht?
Als Yogalehrerin ist es meine Aufgabe, meinen Schüler*innen einen schönen Rahmen zu bieten, in dem sie zur Ruhe finden können. Meine Aufgabe ist es, die Ansagen für die Übungen so genau wie möglich zu machen und offensichtliche (!) Fehlhaltungen zu korrigieren oder anzupassen. Und es ist meine Verantwortung, meinen Schüler*innen dort Alternativen anzubieten, wo es wirklich welche gibt und wenn ich sie kenne. Denn ja, ich bin kenne sicher nicht alle Alternativen, die es gibt. Aber das ist eine Sache von Erfahrung, aber auch von Weiterbildungen für spezielle Zielgruppen, die ich aber nicht unbedingt machen möchte und auch nicht zwingend muss, da dies in meinem Kurs eigentlich nicht gefordert ist oder war.
Und da kommen wir nämlich zu dem Punkt, was eben nicht meine Verantwortung ist.
Meine Verantwortung ist es nicht, dass wirklich jede*r meiner Schüler*innen meinen Unterricht gut findet und mit meiner Art zu unterrichten klar kommt. Es ist nicht meine Verantwortung, dass es einen Yoga-Kurs in “meiner” VHS gibt, der explizit für Menschen mit Bewegungseinschränkungen ausgeschrieben ist, während meiner es nicht ist. Es ist nicht meine Verantwortung, dass ebendiese Menschen mit Bewegungseinschränkungen sich für meinen Kurs statt für den anderen angemeldet haben. Es ist nicht meine Verantwortung, wenn ich aufgrund der extrem unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmer*innen nicht alle gleichermaßen “bedienen” kann.
Das darf ich mir jetzt immer Augen führen, wenn ich wieder Unsicherheit spüre und das Gefühl habe, dass nicht alle Schüler*innen gleichermaßen von meinem Unterricht profitieren können.
Was du heute für dich mitnehmen kannst
Und das ist es auch, was ich wiederum dir mitgeben möchte mit diesem Beitrag. Ich bin mir sicher, du kennst ähnliche Situationen aus deinem Business-Alltag. Dass du das Gefühl hast, du kannst gar nicht allen oder auch allem gerecht werden. Dass du das Gefühl hast, du müsstest noch mehr tun, um deine Kunden zu einem bestimmten Ergebnis zu führen. Dass du das Gefühl hast, deine Arbeit reicht noch nicht und es fehlt noch was Entscheidendes.
Wenn du genau das manchmal spürst und erlebst, frage dich:
“Wofür bin ich wirklich verantwortlich – und wofür nicht?”
Indem du dir diese Frage glasklar beantwortest (idealerweise schriftlich!), machst du dir bewusst, für welche Ergebnisse du am Ende wirklich verantwortlich bist und an welcher Stelle deine Verantwortung aufhört!
Denn auch deine Kunden haben eine Verantwortung, nämlich die Verantwortung sich selbst gegenüber! Wenn wir mit anderen Menschen zusammen arbeiten, vergessen wir das gerne mal und reißen uns ein Bein aus, um unser Gegenüber zu dem Ergebnis zu bringen, das uns vorschwebt und das wir ihm vielleicht “versprochen” haben.
Natürlich bist du als Coach, Yogalehrer*in, Dienstleister*in, … für gewisse Dinge verantwortlich, z.B. pünktlich deine Aufgabe zu erledigen, deine Klient*innen im Prozess zu begleiten, für einen geschützten Rahmen zu sorgen, etc. Das eigentliche Ergebnis hast du aber nicht alleine in der Hand, sondern bedarf der Mitwirkung deiner / deines Kundin / Kunden, Klientin/ Klienten oder Schülerin / Schülers. Und selbst diese Person hat nicht alles selbst in der Hand.
Wenn du also das nächste Mal in einer Situation bist, in der nicht alles rund läuft, du dabei bist, dir ein Bein auszureißen und für deinen Kunden bestimmte Ergebnisse erzielen zu wollen, auf die du keinen Einfluss hast, mache dir bewusst, wo deine Verantwortung wirklich liegt und wo du sie abgeben darfst oder sogar “musst”!
Oder, wie ich es meiner systemischen Weiterbildung gelernt habe: Don’t work harder than your client! 😉
In diesem Sinne:
Namasté- und immer schön OM! 🕉
Deine Claire
Foto von Bonnie Kittle auf Unsplash

Als Yogalehrerin und Empowerment-Coach arbeite ich mit Working Moms mit Superwoman-Syndrom daran, die richtige Balance zwischen Job, Familie und ihren eigenen Bedürfnissen zu finden, sich selbst wieder wichtig zu nehmen und wieder häufiger JA zu sich selbst zu sagen, damit sie ihr Leben wieder entspannt, voller Freude und mit viel innerer Ruhe und Gelassenheit leben können.
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