Und plötzlich ist alles Zen - Interview mit Anika Bors

Und plötzlich ist alles Zen – Interview mit Anika Bors

Ich kann es nicht oft genug erwähnen: Alles, was du für dich tust, kommt auch den Menschen in deinem Umfeld und deinem Job oder Business zugute! Es ist ein Mantra, das ich schon ewig vor mir her predige.

Und auch wenn ich nicht müde werde, das zu sagen, finde ich es umso toller und wichtiger, wenn auch andere Menschen diese Erkenntnis in ihrem Leben hatten und seitdem sich selbst an die erste Stelle in ihrem Leben gestellt haben.

So wie Anika Bors von Podcastwonder. Wir kennen uns persönlich und über einen Instagram-Post von Anika sind wir ins Gespräch darüber gekommen, wie wichtig die Regulation des eigenen Nervensystems für das “daily business” ist. Das ist das, was sie u.a. in der Unterhaltung sagte:

 

Anika Bors von Podcastwonder darüber, wie wichtig die Arbeit am Nervensystem sit

Dieser Kommentar hat mich (im positiven Sinne) so getriggert, dass ich Anika sofort gefragt habe, ob sie dazu mit mir im Podcast sprechen und ihre Erfahrungen teilen möchte.

Denn klar kann ich mir weiter den Mund fusselig reden und gebetsmühlenartig wiederholen, wie wichtig Entspannung, die Regulation des Nervenssystems, Selbstfürsorge etc. sind.

Nur finde ich es noch kraftvoller, das mit den Erfahrungen anderer Menschen zu untermalen.

 

 

Heute erfährst du daher im Interview mit Anika,

  • wie Anika dazu kam, sich mit der Regulation ihres Nervensystems zu befassen.
  • was sich für Anika dadurch verändert und wie es sich ausgewirkt hat.
  • wie Anikas tägliche Praxis aussieht und
  • wie sie es geschafft hat, ihre Praxis zur Routine zu machen.

Unter dem Audio findest du ein Transkript des Interviews, falls du lieber liest, als dir das Interview im Podcast anzuhören.

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Weitere Informationen

Transkript des Interviews mit Anika Bors

Claire:

Om Shanti Namaste, herzlich willkommen zu dieser neuen Podcastfolge und das erste Mal seit recht langer Zeit mal wieder mit einem Interview und das habe ich schon länger nicht mehr gemacht. 

Umso mehr freue ich mich heute eine wunderbare Interviewpartnerin zu Gast zu haben, nämlich die Annika Bors von Podcast Wonder und wir kennen uns aus dem Citizen Circle. Das ist ein Unternehmer Netzwerk für ortsunabhängige Unternehmer und wir sind über ein, also wir sind sowieso lose in Kontakt und man kennt sich ja und wir sind gezielt ins Gespräch gekommen, sag ich jetzt mal, über einen Instagram Post, den die Annika vor einigen Wochen mal gepostet hatte. Ich habe ihn mir extra nochmal durchgelesen, um alles noch mal auf dem Schirm zu haben, wo es darum ging „wird jetzt jeder Business Coach?“ Und da hab ich dann drunter gepostet: „Ja, bei mir ist es genau die gegenteilige Entwicklung. Ich entferne mich davon gerade wieder, weil ich festgestellt habe, dass es eigentlich gar nicht das ist, was ich machen will, sondern ich möchte Leute dabei unterstützen, entspannter zu sein“ und so weiter.

Und wir sind darüber ins Gespräch gekommen, über das Nervensystem. Und dann hat Annika einen wunderbaren Kommentar noch dazu gepackt, den ich so toll fand, was in Richtung ging „Ja, ich habe auch irgendwann verstanden, dass das wichtig ist, etwas für mich zu tun. Und das kommt meinem Business zugute.“ Und das war so für mich der Hook zu sagen: „Boah, ich brauch so jemanden in meinem Podcast, um das, was ich eigentlich so Mantra mäßig immer von mir gebe, jetzt mal an einer anderen Person, an einem anderen Beispiel klarzumachen, nämlich dieses „Alles, was du für dich tust, kommt auch deinem Business zugute.“ Und genau darüber möchte ich heute mit der lieben Annika sprechen, wie sie diesen Weg gegangen ist, etwas für sich zu tun. Wir reden speziell über Beruhigung des Nervensystems, welche Techniken sie anwendet und so weiter. Und ja, jetzt habe ich ganz viel gesagt, weil es mir erst mal wichtig war, die Schleife zu bringen, woher wir uns kennen. Und jetzt, liebe Annika, möchte ich dich natürlich erst mal bitten, dich hier einmal vorzustellen.

Herzlich willkommen!

Anika:

Ja hi. Schön, dass ich hier dabei sein darf, bei so einem super wichtigen Thema. Das finde ich nämlich richtig wichtig, gerade auch für Podcast und Stimme. Also ich bin Annika, Gründerin von Podcast Wonder, wie du so schön gesagt hast und arbeite jetzt schon seit sechs Jahren im Bereich Podcast. Und das ist einfach so mein Thema. Sprechen, Kommunikation, Stimme benutzen. Und da spielt das Nervensystem natürlich eine ganz, ganz entscheidende Rolle dabei, habe ich aber damals noch nicht so gesehen. Aber jetzt! Und ja, ich lebe auch ortsunabhängig und gerade im Moment auf Bali, ist es ein bisschen später.

Claire: 

Genau bei mir ist Morgen, bei dir ist, glaube ich, schon später Nachmittag oder fast schon Abend.

Anika: 

Ja, genau aber wir haben ja trotzdem die Zeit gefunden und einen guten Slot, wo wir beide irgendwie, ja wo wir beide konnten. Wir hatten nur eben noch einen kleinen Kampf mit der Technik, aber haben wir jetzt auch gelöst.

Claire:

Ja, toll, dass du da bist und auch über dieses, wie du selber sagst, wichtige Thema mit mir sprechen magst. Vielleicht steigen wir einfach mal ein, dass du so erzählst, wie war das denn so am Anfang für dich? Du sagst, du bist jetzt 6 Jahre selbstständig. 

Wie war das so? Also hast du damals schon angefangen Techniken anzuwenden, die dein Nervensystem beruhigen? Oder war das zu dem Zeitpunkt noch überhaupt kein Thema für dich? Wie war die Entwicklung? Wie bist du da hingekommen?

Anika:

Also das war bis vor einem halben- Dreivierteljahr überhaupt gar kein Thema.

Claire: 

Okay, also noch relativ neu.

Innere Unruhe als Normalzustand

Anika: 

Ja. Also ich wusste, ich habe dazwischen natürlich immer mal was gehört. Ich wusste, wie wichtig das schon ist, aber ich habe das jetzt nie für mich so gesehen, also keine Ahnung, ich habe es zwar gehört, aber ich habe irgendwie nicht so aktiv aufgenommen, wie das manchmal so ist und keine Ahnung. Also wir wachsen ja alle in so einem Umfeld auf, nine to five und normaler Job und so. So war es bei mir natürlich auch. Also beruflich gesehen arbeite ich ja schon eine ganze Weile und selbstständig. Klar, seit sechs Jahren. Aber im Grunde genommen arbeite ich seit ich, keine Ahnung, Anfang 20 bin, das ist ja schon jetzt fast 17, 18 Jahre her. 18 Jahre schon, was krass. Und naja ja, dieses ganze Thema Hustlen und arbeiten und du musst immer hier arbeiten, arbeiten, arbeiten um was zu erreichen, Leistung bringen. 

Und da war ich ganz lange drin, irgendwie gefühlt und habe das gar nicht so richtig wahrgenommen, dass ich da so eine innere Unruhe habe. Also ich habe das gar nicht gemerkt. Also dieses nervös sein und ständig irgendwie on Fire sein, morgens aufstehen und an Arbeit denken und gar nicht irgendwie mal eine Entspannung im Kopf zu haben, das ist eigentlich total krass, wenn ich darüber nachdenke, dass das genau so war bei mir, also dass ich da nicht in den Burnout oder irgendwas gerutscht bin, ist eigentlich schon…

Claire: 

Ein Wunder? 

Anika: 

Ja.

Claire:

Ja, ich finde es sehr spannend, was du sagst, weil das ist etwas, was viele gar nicht sehen. Dieses gestresst sein, weil die Sache ist, der Körper gewöhnt sich irgendwann an so ein gewisses Stresslevel. Das ist, wie bei Alkohol. Wenn du anfängst mehr zu trinken, gewöhnt sich der Körper an einen gewissen Spiegel, an so einen Pegel, den er dauerhaft haben will. Und dann fängst du gegebenenfalls an, wenn du es eben nicht unter Kontrolle hast, mehr zu trinken, weil du so einen Grundpegel brauchst. Genauso ist es bei Stress die ganzen Stresshormone, die in uns, in unserem Körper unterwegs sind. Dieses Erregungslevel im Nervensystem, der Körper gewöhnt sich dran, der denkt sich „Och, das ist der neue Normalzustand. Ich hau einfach mal permanent die Stresshormone raus“ und dann ist das für dich normal, auch wenn das eben nicht normal ist, und dann merkst du das gar nicht mehr. Und das finde ich total spannend, dass du das gesagt hast, dass du das auch gar nicht so gesehen hast, weil das ist genau ja oft das Problem. Wir denken „es ist doch eigentlich gar nichts“, aber unser Körper sieht das so ein bisschen anders. 

Wie hast du denn da jetzt deinen Weg gefunden? Oder wie war das so bei dir, dass du erkannt hast „Oh, da ist aber etwas, woran ich einfach mal arbeiten darf, dass ich da nicht dauerhaft so weitermache.“ Hattest du so einen Schlüsselmoment? Oder wie kam das, dass du da so einen Switch gemacht hast?

Anikas Weg zu einem entspannten Nervensystem

Anika:

Also ich bin ja jetzt seit einem Jahr hier auf Bali und das ist glaube ich so ein Ort, wo generell viel passiert, also gerade was Entspannung angeht, Yoga angeht, also hier ist halt viel so in dem Bereich Spiritualität. Und irgendwie hat das glaube ich auch was damit zu tun, was mit mir gemacht, weil ich natürlich auch mich mit Menschen getroffen habe, die da viel unterwegs sind in diesen Bereichen und irgendwie, ich weiß gar nicht genau was, also ich habe eine Vermutung, dass es wahrscheinlich eine Kombination aus mehreren Sachen. Denn Meditation und so, das hat mir sonst immer nicht so richtig geholfen. Also auch wenn ich so super gestresst war oder so, Meditationen begleitet mich auch schon, keine Ahnung, schon etliche Jahre, aber das hat mir irgendwie nie so richtig geholfen, weil wenn ich diese innere Unruhe hatte, dann konnte ich mich auch nicht in der Meditation oder so fokussieren darauf, jetzt zu entspannen. Mein Körper war trotzdem nicht entspannt und ich habe dann so die Erfahrung gemacht, dass ich dann, ich bin dann hier ein bisschen mehr zum Yoga gegangen und bin dann aber auch zu einem sehr speziellen Yoga zum Yin Yoga.

Und ich glaube, da habe ich jetzt das erste Mal richtig entspannen können, so gefühlt, so eine richtige tiefen Entspannung erleben dürfen und das habe ich dann auch gemerkt und ich habe da noch ein paar andere Sachen gemacht, wie zum Beispiel Breathwork. Es gibt auch Breathwork-Sessions mit irgendwelchen Menschen, die sich damit auskennen, das habe ich mal einfach ausgetestet, weil ich neugierig war, natürlich auch, weil ich weiß, es ist für meine Stimme wichtig. Deswegen habe ich es mal getestet, aber gar nicht so ein Fokus auf Nervensystem, sondern einfach so, Selbsterfahrung. Im Gesangsunterricht nehme ich auch seit November letzten Jahres teil und da ist Atmung auch ein ganz wichtiger Schlüssel. Also gerade was Bauchatmung, Zwerchfellatmung angeht und komischerweise haben genau diese, ich glaube das sind so diese drei Sachen, also Breathwork, Gesang und Yoga haben so auf mein Nervensystem sich richtig gut ausgewirkt. Und dann habe ich plötzlich gemerkt, dass ich irgendwie innerlich so ruhig bin. Also das war irgendwie so ein Moment, wo ich dachte „so was ist denn jetzt, irgendwas ist anders, du bist irgendwie so in deinem Zen Mode, was ich gar nicht von mir kannte.

So, und ich habe dann halt für mich so herausgefunden, dass immer, wenn ich so super angespannt war, wenn ich gestresst war, dann habe ich so unterbewusst, und das habe ich, seitdem ich ein Kind bin, dass ich mir auf den Lippen rum beiße. Also irgendwie, wahrscheinlich um Anspannung abzubauen. Ich weiß nicht. Ich habe da noch nie mal hinterfragt, woran das liegen könnte oder ob das andere vielleicht auch machen. Also bei mir glaube ich einfach, dass es halt immer mit der inneren Anspannung zu tun hat. Weil wenn ich das mal so reflektiere, dann ist es immer genau dann. Und das hatte ich dann plötzlich über Monate hinweg nicht mehr gemacht und das ist mir nicht bewusst aufgefallen. Und dann irgendwann aber ist es mir dann aufgefallen und dann dachte ich mir schon so „what ist hier los?“. Also irgendwie scheint da irgendwas mit deinem Nervensystem irgendwie anders zu sein, also du bist irgendwie viel entspannter, du gehst mit Situationen auch ganz anders um, wenn irgendwas jetzt passiert, dann ist es nicht mehr so… Also ich war immer so der Mensch, dass wenn irgendwas Schlimmes passiert ist, dann bin ich immer sofort in Angst und Panik verfallen und das war dann auch anders. Dann wusste ich, es ist ja alles gut. Mir geht es gut. Wird sich schon alles wieder Regeln, ist entspannt, keine Ahnung was passiert ist, aber es hat sich was geändert.

Claire:

Das heißt, du hast dich gar nicht bewusst damit auseinandergesetzt, sondern es ist eher eine Sache, die dir irgendwann bewusst aufgefallen ist, dass sie sich verändert hat? So höre ich das raus.

Anika:

Ja genau. Ja, genau so kann man das glaube ich ganz gut sagen und ich habe dann auch mal geschaut. Also klar, dass hat mich dann natürlich interessiert, das Thema. Und dann habe ich auch mal bei anderen geguckt, bei anderen Unternehmern und bei anderen Unternehmerinnen, die sich auch mit so Themen beschäftigen. Und ja, war dann super interessant, da mal ein bisschen mehr rauszufinden, dass es sich auch so positiv aufs Business letzten Endes auswirkt und ich da auch viel entspannter mein Business führen kann. Klar, auch auf Kunden natürlich wirke und das hat total viele positive Auswirkungen auf alles. Also auf Ideenfindung, Kreativität. Ja, ich könnte jetzt noch stundenlang darüber sprechen, auf was es sich alles ausgewirkt hat, aber auf jeden Fall ist es bemerkenswert. Ich glaube, das ist das richtige Wort.

Claire:

Ja, da können wir gerne gleich noch drauf eingehen. Da möchte ich tatsächlich auch noch tiefer einsteigen in das Thema, wie es sich auf dein Business ausgewirkt hat, weil das ist so für mich da der Kern des heutigen Gesprächs. Ich wollte nur kurz noch auf etwas eingehen, was du eben gesagt hattest, nämlich dass du mit Meditation eine ganze Zeit lang lange nicht nichts anfangen konntest. Und mir ging es am Anfang ja ähnlich. Ich habe meinen Zugang gefunden, zu all diesen Themen durch Yoga. Ich habe in der Schwangerschaft angefangen, Yoga zu machen, wusste sehr schnell, ich will das weiterführen, auch wenn meine Kinder geboren sind. Und habe tatsächlich dann angefangen nach der Geburt mit einem regelmäßigen Kurs. Und ja, hab halt irgendwie so auch meine ersten Versuche in Meditation gemacht und habe gemerkt, ich kann das gar nicht oder ich finde nicht so richtig Zugang, weil und jetzt wurde es eben so erzählt hast, ist mir das so richtig bewusst geworden. Ich glaube, das lag bei mir auch einfach daran, dass mein Nervensystem darauf noch nicht ausgerichtet war, also dass ich zu sehr noch in diesem Erregungszustand trotz allem war und einfach nicht in der Meditation in die Ruhe gefunden habe.

Ich glaub, es gibt Leute oder ich bin überzeugt davon, bei denen das anders anschlägt oder direkt besser anschlägt, sage ich mal auf das Nervensystem. Ich glaube aber auch, dass es eigentlich besser ist, erst mit gezielten Methoden daranzugehen, um das Nervensystem erstmal zu beruhigen und sich dann mit Meditation zu beschäftigen. Es muss nicht auf jeden gleichermaßen zutreffen, aber diese Erfahrung, die du gemacht hast oder die ich eigentlich auch gemacht habe, ich glaube die, die teilen viele und das fand ich auch einfach spannend, dass du das so gesagt hast, weil es mir wie gesagt ähnlich ging. Wobei es jetzt eben nicht sein muss, dass das bei allen so ist. Ich glaube, da darf jeder das für sich selbst rausfinden. Aber ich glaube trotzdem, dass es sinnvoll ist mit so Methoden wie Breathwork oder bei dir war es Yin Yoga auch viel und so erst mal damit einzusteigen, weil und das ist auch meine Erfahrung es den meisten einfacher fällt gerade über Yoga ihren Körper erst mal überhaupt wieder zu spüren, weil dann irgendwie ganz viel passiert.

Da hängt man dann in so einer Position und dann oh, da spürt man auf einmal seine Hüfte und dann zieht es irgendwo und dann wird es unangenehm, dann schläft das Bein ein. Diese ganz normalen, ich sage jetzt mal, körperlichen Vorgänge, die nimmt man dann erst mal wieder wahr, die man vorher gar nicht gespürt hat. Und das ist für viele der Schlüssel, um Zugang überhaupt wieder zu sich selbst zu finden, zum eigenen Körper, zur eigenen Wahrnehmung. Also das ja, das ist so meine Erfahrung. Also das heißt, du hast irgendwann gemerkt „Okay, mir geht es besser.“ Wie kam das, dass du das relativ schnell mit dem Nervensystem verlinkt hast? Weil ich muss gestehen, als ich mit Yoga angefangen hatte, hatte ich von diesem Thema Nervensystem noch null Ahnung. Das kam erst durch die Yogalehrer Ausbildung, wo wir das Thema intensiv besprochen haben. 

Also hattest du da so eine gewisse, ich sage jetzt mal, Vorbildung ein Stück weit? Oder hattest du dich damit schon mal beschäftigt, dass du das sofort mit dem Nervensystem verknüpft hast? Wie war das bei dir?

Anika:

Also nicht so wirklich. Ich habe viele Kunden, die das Thema halt auch haben und auch viele Menschen in meinem Umfeld, die sich damit beschäftigen. Und dann kam das. Also das ist ja immer „where energy goes focus flows“ oder andersrum.

Claire:

Energie folgt der Aufmerksamkeit. Das ist die deutsche Übersetzung davon.

Anika:

Ja, genau. Ja also. Und irgendwie, keine Ahnung. Kam mir das Thema dann sehr oft unter die Augen, oder unter die Ohren, wie auch immer. Und dann habe ich natürlich mich da mal ein bisschen intensiver mit beschäftigt und das wars eigentlich schon. Also es ist schon ganz cool, da auch mal ein bisschen tiefer einzusteigen, weil ich glaube, das ist wirklich der Schlüssel, so wie du sagst, weil das. Ja, weil das einem so viel Kraft und Energie geben kann. Es ist einfach krass.

Das hat sich für Anika in ihrem Leben verändert

Claire:

Ja, das stimmt. Genau das ist jetzt vielleicht ein guter Übergang zu der Frage Wie hat sich das, reden wir erst mal über deinen Alltag, gar nicht so sehr Business spezifisch. Aber wie hat sich diese regelmäßige Praxis auf dein Leben, auf deinen Alltag wirklich ausgewirkt? Was hast du für Veränderungen ganz konkret gespürt?

Anika:

Also erst mal, dass ich mich selber viel, viel intensiver wahrnehme, auch meine Gefühle anders wahrnehme und mir viel mehr Zeit auch für mich selber einräume und nicht mehr permanent nur am Rechner sitze und arbeite, sondern auch mal Dinge für mich halt tue. Also sei es zum Yoga gehen oder mal entspannen, oder einfach auch mal ein Buch lesen, oder einfach mal daliegen und mal einfach gar nichts machen. Weil das ist, glaube ich was, was wir alle irgendwie auch verlernt haben, einfach mal nichts zu machen und sich nicht abzulenken mit irgendwelchen anderen Medien oder so und das ist auch total schön. Also da einfach mal wirklich bewusster zu sein im Alltag und auch genau denn mal hinzugucken, habe ich jetzt eigentlich Hunger oder nicht? Oder brauche ich denn jetzt was zu trinken? Oder brauche ich jetzt einen Kaffee wirklich oder nicht? Und das hat mich da irgendwie schon mehr zu mir selbst auch gebracht. Also mich selber auch wieder ein Stück weit mehr kennenzulernen und mich auch selber auch ein Stück weit mehr zu verstehen.

Claire:

Also so von deiner, ich sage jetzt mal Persönlichkeit her, wer du wirklich bist, wie du tickst, ist so in die Richtung. Ja, ich finde es sehr spannend, weil bei mir geht es ja im Prinzip darum, sein wahres Selbst zu entdecken. Und das ist immer so ein Konzept, was natürlich so ein bisschen schwierig zu erklären ist. Aber das ist genau das, worum es ja geht, was du auch beschrieben hast die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, zu wissen, was tut mir gut, was nicht, was brauche ich jetzt in diesem Moment, was vielleicht auch nicht und so und also all diese Aspekte. Und dass man sich auch als Person, wer man wirklich ist, besser kennenlernt und auch lernt, sich zu akzeptieren, das kommt ja auch noch mit dazu. Dieser Aspekt von, dass man ja gewisse Dinge an sich ablehnt, gerne mal und sich dafür auch total fertig macht. Und dass man aber lernt, einen anderen Umgang damit zu finden, weil ich sage mal unsere Schattenseiten, die verschwinden ja nicht, indem wir sie ignorieren, sondern indem wir sie integrieren und akzeptieren, dass sie da sind und da sind wir schon eher so auf der spirituellen Ebene.

Aber ich finde, das gehört in diesen ganzen Prozess mit dazu. 

Hast du da auch Veränderungen gespürt, dass du merkst, dass du dir quasi selber näher kommst? Und auch, ich sage jetzt mal, die unliebsamen Aspekte in dir besser akzeptieren, besser annehmen kannst.

Anika:

Ja, total. Das ist auch super schön, da einfach nicht so hart mit mir selber zu sein und auch mich Mehrheit anzunehmen, wie du sagst. Also, das definitiv. Ich bin in so einer Philosophie Gruppe drin, wo wir uns austauschen. Jeden Monat haben wir eine Tugend und versuchen halt diese Tugenden in unseren Alltag zu integrieren. Und das hat mir natürlich auch nochmal ein bisschen mehr auch geholfen mich mit mir selber auch ein bisschen mehr zu beschäftigen und das es jetzt schon geht, das schon ein Jahr oder so und das ist auch ziemlich cool, weil da auch das Thema Annehmen, Akzeptanz war unter anderem auch eine Tugend in der jetzigen Zeit, also vor zwei, drei Monaten war das. Da guckt man sich natürlich auch die Seiten mal an, die vielleicht jetzt, ja die Schattenseiten halt. Also warum geht es mir vielleicht manchmal nicht so gut, oder so? Oder warum reagiere ich in bestimmten Situationen? Was triggert mich denn und wie gehe ich damit um? Und warum triggert mich das? So, also das ist schon gerade auch die Vergangenheit, sich mal ein bisschen anzugucken und da halt einfach zu sagen ist halt so passiert. Ich versuche jetzt im Hier und Jetzt zu bleiben und auch nicht zu sehr in die Zukunft zu gehen, weil das ist ja auch immer noch so ein Ding. Ich neige dazu, mir alles zu sehr in meinem Kopf schon auszumalen und das ist in bestimmten Dingen gut, wenn man sich mal so manifestieren und so was vielleicht mal anguckt, aber eben nicht in allen Punkten. Also gerade wenn man sich so schlimme Sachen irgendwie ausmalt, oder Menschen in Schubladen steckt, oder wie auch immer. Und da halt wirklich immer offen zu bleiben. Und es ist schon manchmal, ja, schon gut, dass man da auch so ruhig bleiben kann. Ja, kann man das so sagen?

Claire:

Ja, ich denke schon. Und ich finde, du hast einfach so hintereinander so einige super wichtige Aspekte genannt. Woran man auch erkennen kann, dass das eigene Nervensystem vielleicht, ja, also man redet im Fachjargon von Dysregulation. Ich finde es immer ein bisschen schwierig, ich will niemandem sagen „Du hast ein dysreguliertes Nervensystem.“ Das kann auch schnell irgendwie so als Angriff verstanden werden. Aber es ist halt einfach nur eine Bezeichnung dafür, dass das Nervensystem nicht in Balance ist und die Aspekte, die du genannt hast, sind unter anderem ja, dass man hauptsächlich zurückschaut oder nach vorne und dann nach vorne auch immer in diesen Katastrophen sich verliert. Was könnte denn alles passieren? Das ist so ein Aspekt. Du hattest irgendwas anderes genannt, was mir gerade nicht mehr einfällt, aber da waren so verschiedene Aspekte drin, die ganz klare Anzeichen sind, Menschen nicht in Schubladen stecken. Dieses Urteilen ist auch nicht per se unser Anzeichen für ein dysreguliertes Nervensystem, aber es ist unsere Natur. Aber wir können diesen natürlichen Mechanismus, der uns quasi durch die Evolution eingepflanzt wurde, können wir unterbrechen, indem wir uns bewusst damit auseinandersetzen.

Und das ist so der wichtige Aspekt. Wir werden immer Menschen oder auch Situationen in Schubladen stecken oder in Kategorien einteilen, weil das einfach unsere Natur ist. Aber man kann etwas gegen diesen natürlichen Drang, sage ich jetzt mal, tun, indem wir eben uns bewusster werden, dass dieser Mechanismus ganz oft einfach natürlich greift und aktiv dagegen steuern. Also das finde ich auch sehr spannend, dass sich da auch bei dir in diesem Bereich ganz viel getan hat. 

Und dann sind wir eigentlich schon mitten im Thema Achtsamkeit. Also da geht es ja eigentlich darum, im Hier und Jetzt auch zu leben und eben nicht zu sehr in der Vergangenheit oder in Zukunft, dass wir diese Tendenz haben und auch immer wieder zurück und schauen, das ist auch klar und ich finde es auch in bestimmten Situationen gut und wichtig, aber sich darin nicht zu verlieren, das ist die Kunst. Und dann trotzdem immer wieder in diesen Moment zurückzukommen und festzustellen „Hey, ich atme, ich lebe, ich habe ein Dach überm Kopf, mir geht es gut, alles ist in Ordnung.“

So und dahin zu kommen, das ist ja es ist nicht unmöglich, das finde ich immer so mit die wichtigste Botschaft an alle, dass die Leute denken, „ich komme ja nie dorthin.“ Ja, doch, wenn man irgendwann mal anfängt, dann kommt man auch irgendwann an diesen Punkt, wo man das besser kann. Und das heißt nicht, dass man immer im Moment lebt, aber dass man besser dorthin zurückfindet in diesem Hier und Jetzt Moment.

So hat sich die Arbeit am Nervensystem auf Anikas Business ausgewirkt

Wie hast du denn, um dieses Thema noch mal ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen, welche positiven Auswirkungen hast du denn in deinem Business jetzt festgestellt? Du hast natürlich schon einige Aspekte genannt, die jetzt auch in deinem, ich sage jetzt mal, ganz normalen Alltag sind, aber jetzt so konkret fürs Business. Was hat dir diese Arbeit an deinem Nervensystem Positives gebracht oder wie hat sich das konkret positiv auf dein Business ausgewirkt?

Anika:

Also auf jeden Fall, wenn ich jetzt arbeite, dass ich dann auch erkenne, wann es genug ist. Das habe ich nämlich früher nicht erkannt, da habe ich einfach diese Punkte einfach, da habe ich nicht hingeguckt, da habe ich das einfach überhört und meine Signale halt nicht wahrgenommen. Und jetzt gucke ich mir das genauer an. Also wenn jetzt wirklich, wenn ich mich nicht gut fühle oder wenn ich merke „Okay, das ist jetzt einfach zu viel“, dann beende ich meine Arbeit, wenn ich das kann, wenn ich jetzt nicht Termine habe oder sowas, die wichtig sind. Und wo hat sich das noch ausgewirkt? Na klar. Also im kompletten Alltag halt mich mehr auch dann zurückzuziehen und mir meine Arbeit auch so einzuteilen, dass ich dann auch mal entspannen kann. Das ist halt wichtig, um kreativ zu sein und das mir die Ideen vielleicht auch frei fließen. Es ist auch wichtig, sich da auch Zeit zu nehmen für sich selbst und einfach mal nichts zu machen.

Das auf jeden Fall auch und auch das, das ist auch total interessant. Ich glaube, das spiegelt halt dieses, was du auch gemeint hast, mit dem Bewerten, andere Menschen nicht in Schubladen stecken. Ich habe früher mal ganz oft dazu geneigt, Dinge zu persönlich zu nehmen, gerade im beruflichen Kontext. Und das passiert mir seit Monaten jetzt auch nicht mehr. Also ich bin da halt wirklich mehr so, ich schau mir das an, von außen, atme dann 3, 4, 5 mal durch und denke mir so „okay, ist ja alles gut, also es hat ja nichts mit mir zu tun, das ist halt einfach gerade so.“ Entweder nehme ich es an oder nicht.

Claire:

Ja, genau das ist das Wichtigste. Der wichtigste Aspekt, der da drin steckt, sind im letzten Satz, den du gesagt hast. Entweder ich nehme es an oder nicht. Man könnte es auch sagen „Entweder ich bin im Widerstand oder nicht.“ Nur der Widerstand bringt uns nichts, weil das ist ein unproduktiver Zustand, in dem gar nichts möglich ist und oft wird, und das finde ich immer wichtig zu unterscheiden, oft wird Akzeptanz verwechselt mit Gleichgültigkeit und darum geht es nicht. Es geht nicht darum, gerade wenn wir auf, ich sag jetzt mal, gesellschaftliche Ungleichheiten oder irgendwie sowas kommen, gucken. Es geht nicht darum zu sagen „Na ja, Frauen werden halt schlechter bezahlt. Das ist halt so. Kann man auch nichts dran ändern. Lassen wir es einfach so“ darum geht es nicht. Es geht aber darum, erst mal grundsätzlich zu sagen „Ja, es ist so.“ Punkt. Und allein durch diese Haltung, wenn wir das wirklich akzeptieren können, werden ganz andere Dinge möglich, als wenn wir damit total in den Widerstand gehen und sagen „es ist scheiße“ und uns auch noch aufregen, weil dann sind wir in diesem Stress Modus.

Und was im Stress passiert ist, der logische Teil des Gehirns schaltet sich aus und wir können gar nicht mehr nach Lösungen suchen, dieses Problem zu lösen. Wenn wir aber sagen „ja, ich finde es blöd, aber ich akzeptiere grundsätzlich erst mal wie es ist“ und aus dieser Haltung heraus von „ja finde ich zwar blöd, aber ich bin im Grunde fein damit, also zumindest mein Nervensystem regt das nicht auf“, kann ich ganz anders an Lösungen herangehen. Jetzt sind wir schon sehr weit in diesen gesellschaftlich, aber das bezieht sich auch auf den Alltag. Also wenn ich jetzt zum Beispiel immer damit hadere oder mich total darüber aufrege, wenn mich jemand versetzt hat, oder was weiß ich, kann ich das auch persönlich nehmen. Oder ich kann das erst mal akzeptieren, wie es ist und von dort aus herausfinden vielleicht woran hat es gelegen, dass die Person mich versetzt hat? Hatte sie ein technisches Problem oder ist die Mutter ins Krankenhaus gekommen und der Kopf war nicht dafür da, bescheid zu sagen oder so? Und ganz oft passiert nämlich genau so was, dass wenn wir dann in die Ursachenforschung gehen, in so einem Fall, dass wir feststellen, das hatte tatsächlich nichts mit mir zu tun, es waren irgendwelche Umstände, die dazu geführt haben und es war einfach so und es war gar nicht persönlich.

Und das finde ich sehr, sehr schön, dass du das so sagst, dieses persönlich angegriffen sein. Ich hatte das auch lange, lange Zeit, dass ich alles persönlich genommen hab. Und auch heute habe ich natürlich immer noch Momente, wo es mir schon mal passiert, so ist das nicht, aber ich komm schneller raus, mir zu sagen „Ja, nee, das hat mit mir persönlich ja eigentlich gar nichts zu tun.“ Oder ich gehe auch wirklich auf die Suche. Woran hat es gelegen? Und stelle dann fest Ja, es hat mit mir gar nichts zu tun. Und das ist eine sehr, sehr wichtige Entwicklung, um nicht permanent in dieser Opferrolle zu hängen. Also das ist so, damit macht man sich das Leben selber nur schwer.

Anika:

Total.

So sieht Anikas tägliche Praxis aus

Claire:

Ja, was mich jetzt noch interessieren würde, wie sieht deine tägliche Praxis aus? Ich vermute, du hast eine tägliche Praxis, also etwas, was du auf jeden Fall jeden Tag tust und vielleicht auch etwas, was du einfach mehrmals wöchentlich tust. Wie sieht so deine regelmäßige Praxis aus, die sich so für dich ergeben hat oder die du dir selber aufgebaut hast?

Anika:

Also meine tägliche Praxis fängt glaube ich beim Aufstehen an, dass ich nicht mehr einen Wecker habe, den habe ich bestimmt schon eine ganze Weile, weil dieses Alarmsignal von dem Wecker, das hat mein Nervensystem so komplett unter Stress gesetzt. Deswegen sage ich mir jetzt einfach so „Okay, mein Körper, der nimmt sich den Schlaf und dann ist es gut.“ Ja, es ist dann halt einfach so. Und das merke ich, das tut mir gut. Und das ist schon so eine Praxis, kann man schon sagen. Und dann natürlich entspannt in den Tag starten. Früher war es so, ich bin immer aufgestanden, Kaffee gemacht und sofort am Schreibtisch gesessen. Das ist jetzt anders. Jetzt mache ich die ersten zwei, drei Stunden des Tages sind nur für mich. Also entspanne ich. Ob das jetzt Meditation ist oder zum Yoga gehen, lese ein Buch oder das sind unterschiedliche Komponenten. Ich tausche da gerne mal aus, wie ich mich jetzt gerade fühle, weil mich so feste Sachen zu sehr, manchmal auch wieder stressen.

Und was ich aber mache, das Journal zum Beispiel, das mache ich jeden Tag, weil das hilft mir auch einfach, meine Gedanken auch einfach mal so zu sortieren. Und da meine Ziele auch noch mal ein bisschen weiter aufzuschreiben, das mache ich auf jeden Fall. Und natürlich atmen. Also da, das wirkt sich auf meine Stimme aus. Das brauche ich auch im Podcast, zum Singen und wirkt sich auf mein Nervensystem aus. Deswegen mache ich das jeden Tag, das ist wirklich immer Bestandteil. Ja, das sind so die festen Sachen.

Claire:

Ja, schön. Ich finde es auch schön, dass du gesagt hast, dass das durchaus wechselt. Mir geht es auch so. Ich bin ein Mensch, der schnell gelangweilt ist von den immer gleichen Sachen. Also meine Morgenroutine sieht vom Grundsatz her, die Struktur ist sehr, sehr ähnlich. Ich mache immer eine körperliche Praxis in Kombination mit Journaling, wobei ich gerne auch mal das Journaling zum Beispiel fallen lasse. In letzter Zeit ist es bei mir da häufiger runtergefallen, aber das war in Ordnung, weil ich es offensichtlich nicht brauchte. Aber allein die Praxis kann bei mir jeden Tag anders sein. Ich mache nicht jeden Tag Yoga. Ich mache das nur an den Tagen, wo ich Bock drauf habe. Manchmal mache ich Pranayama, Breathwork oder Atem Praxis. Manchmal mache ich lieber Yoga Nidra. Also, quasi eine liegende Meditation. Und das mache ich wirklich aus dem Moment heraus, wenn ich spüre, heute ist Yoga Nidra dran. Ich möchte lieber liegen und mich einfach so 20 Minuten völlig auf der Matte reingeben.

Dann mache ich das. Und das ist für mich nicht so „Oh mein Gott, jetzt mach ich aber keine Sitzmeditation. Das ist irgendwie falsch“ oder so, sondern ich erlaube mir das. Und das finde ich ganz, ganz wichtig, weil das ist, glaube ich auch teilweise der Schlüssel, um es zu einer Routine werden zu lassen, dass man sich bei aller Disziplin, die man ja ein Stück weit dann auch braucht, trotz allem eine gewisse Freiheit und Flexibilität erlaubt. Meine Flexibilität ist zum Beispiel auch im Zeitlichen zu sehen. Manchmal schaffe ich es morgens einfach nicht. Gerade am Wochenende, da ist meine Praxis eher abends, bevor ich schlafen gehe. Und das ist für mich ok, weil ich nicht den Anspruch an mich habe. Ich muss es sofort morgens machen. Wichtig ist mir einmal am Tag so und dann und ich bin auch zeitlich flexibel, insofern von der Dauer. Für mich zählt auch einfach mal, wenn der Tag sehr voll war und ich vielleicht auch einfach nicht so richtig Lust habe, abends vorm Schlafengehen zwei Minuten bewusst zu atmen.

Das ist auch eine Praxis für mich. Und das ist glaube ich, so der Schlüssel, auch ein Stück weit so ein bisschen flexibel zu bleiben. Bei aller Disziplin, die man trotzdem braucht, sich gewisse Anpassungen einfach auch zu erlauben und sich auch Ausnahmen zu gönnen. Zum Beispiel was macht man dann, wenn man krank ist und so halb im Delirium liegt? Da hat man vielleicht auch nicht unbedingt Bock zum Meditieren, dann lässt man es halt mal ausfallen. Ist doch in Ordnung. Also ich glaube, das braucht es einfach, so eine gewisse Flexibilität oder wie ist da so deine Erfahrung? Wie hat sich das so als Routine bei dir etabliert?

Anika:

Ja, ich brauche auch so eine gewisse Flexibilität. Ich bin halt einfach als Person auch so, dass ich die Freiheit brauche, selbst irgendwie zu entscheiden, wann ich jetzt was und wann mache. Also wann ich es jetzt auch brauche. Und wenn ich jetzt wirklich einen festen Plan hätte, ich habe das ja schon mal gehabt, einen festen Plan, eine feste Routine und das stresste mich auch wieder. Und das ist ja auch wieder nicht gut fürs Nervensystem dann. Von daher, ich liebe es einfach flexibel zu sein. Das Atmen kann auch zwischendrin mal sein oder einfach auch mal vorm schlafen gehen sein. Also Hauptsache halt, wie du sagst, man macht es halt für sich.

Claire:

Die meisten haben glaube ich dann Angst. Und ich glaube, das ist so eine weit verbreitete Angst, dass man dann sagt „Ja, aber wenn ich nicht immer, auf jeden Fall morgens das mache, dann gewinnt mein innerer Schweinehund ja, und dann mache ich es gar nicht.“ 

Hast du da entweder einen Tipp oder, wie hat es bei dir geklappt, dass du es trotz allem zu deinem, ich sag jetzt mal „must do“ am Tag gemacht hast, weil ich höre da immer raus, das es so wie bei mir ist. Ist es für dich unverhandelbar, es nicht zu tun? Also es gehört zu deinem festen Tagesbestandteil. Wie hat das bei dir funktioniert, dass das so geklappt hat und eben nicht dieses „na ja, heute mache ich es mal nicht“ und dann kommt der nächste Tag, „heute mache ich auch mal nicht“ und dann schleicht sich das wieder so ein. Das ist, glaube ich, so eine, wie gesagt, so eine weitverbreitete Angst. Wie konntest du das für dich, ich sage jetzt mal, aushebeln, diesen Mechanismus?

Anika:

Da ist halt wieder der eigene Selbstkritiker am Werk. Wenn wir uns da so peitschen und durch den Alltag treiben, das ist ja auch nicht in Ordnung, wenn ich mich zu etwas zwingen muss oder mich daran erinnern muss, etwas zu tun und ein schlechtes Gewissen bekomme, dann ist es ja auch schon wieder so eine gewisse Art und Weise, so ein Suchtverhalten und das ist so ein Ding, wo ich mal ein bisschen aufpassen muss. Bei mir persönlich, bin ich da schon ganz gut drauf trainiert. Ich hatte das schon mit dem Essen, ich hatte das mit Sport. Ich hatte das mit so vielen Dingen in meinem Leben, wo ich einfach so, so exzessiv das gemacht habe, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich es nicht gemacht habe. Und das hat sich über die letzten Jahre für mich halt auch so entwickelt, dass ich deswegen heute sage, dass ich einfach viel entspannter halt mit mir bin und sage „Okay, wenn ich es nicht schaffe, dann ist es halt so.“

Und wenn ich es morgen nicht schaffe, dann ist es auch nicht schlimm. Aber solange ich immer wieder gucke, was ich jetzt gerade in dem Moment brauche und wenn ich das Gefühl habe, ich kann das jetzt wieder für mich machen und ich habe darauf Lust, dann mache ich das. Und ich glaube, das ist einfach so total wichtig, sich da selber nicht so zu stressen. Es ist ja genau das gleiche wie Business und Marketing und keine Ahnung. Niemand muss irgendetwas tun, wir müssen nichts machen, wir dürfen und können und da bei sich zu bleiben und zu gucken, was ich jetzt wirklich halt an dem Tag vielleicht brauche. Also das ist halt dieses Achtsamkeitsthema ja auch und immer wieder, sich das bewusst in den Kopf zu rufen.

Claire:

Ja, das sind sehr wichtige Worte, die du da gesprochen hast, würde ich sagen. Genau das ist es, worauf es ankommt. Jeden Tag zu schauen, was brauche ich jetzt? Und manchmal ist es dann doch das Schaumbad oder dann ist es manchmal eine extra lange Runde spazieren gehen und manchmal ist es dann die Sitzmeditation. Also auch da einfach flexibel zu sein und zu lernen, zu spüren, was brauche ich jetzt. Und wichtig ist da, dieses Bewusstsein für zu haben, einfach und gar nicht so sehr einen strikten Plan zu verfolgen. Für mich ist das ein wunderschöner Abschluss dieses wirklich sehr schönen Interviews. Ich kann glaube ich noch stundenlang mit dir reden, aber irgendwann braucht man ja auch mal ein Ende. 

Vielleicht magst du noch einmal kurz was zu deiner Arbeit sagen und wie man dich gut finden kann, was du genau machst und wobei du Leute unterstützt, damit man, wenn man jetzt mit dir arbeiten möchte, ja auch entsprechenden Zugang zu dir hat, dann erzähl doch noch mal ein paar Sätze dazu.

Anika:

Klar, gerne. Also ich unterstütze Menschen dabei, oder besser gesagt Experten und Expertinnen dabei einen Podcast zu starten und den so strategisch aufzubauen, dass es ein guter Podcast wird. Sagen wir es mal so. Und dann natürlich auch dabei noch im Laufe des Prozesses zu unterstützen. Also wenn es zum Beispiel um Workflow geht, oder wenn der Podcast vielleicht mal einen Relaunch braucht, so eine Geschichte also. Ja, das liebe ich. Und das mache ich hauptsächlich genau. Und man kann mich finden unter Podcast Wonder oder über Instagram oder über die Webseite und einen eigenen Podcast habe ich natürlich auch.

Claire:

Sehr schön. Die Links dazu sind natürlich auch in den Shownotes zu finden, dass du, wenn du jetzt diesen Podcast hörst, jetzt richte ich mich explizit an die Hörerinnen des Podcasts. Also wenn du mehr über Annika und ihre Arbeit erfahren möchtest, dann schau doch in den Shownotes, dort findest du auch die entsprechenden Links zur Webseite und zu den anderen Profilen, die wichtig sind und kannst dich entsprechend informieren und Kontakt zu Annika aufnehmen. Ja, liebe Annika, ich danke dir ganz, ganz herzlich, dass du hier in meinem Podcast zu Gast warst und wir über dieses wirklich tolle Thema sprechen konnten. Und ja, möchte es an dieser Stelle einfach dabei belassen. Ich danke dir ganz herzlich und dann bleiben wir in Kontakt. Vielen Dank.

Anika:

Danke dir auch.

 

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